Endergonische Ellipsen

Es wurde langsam Mitternacht. Die fünf Kinder schliefen seelenruhig in ihren Betten Doch das Monster lauerte schon in seinem Versteck. Fünf saftige Kinder konnte es sich doch nicht entgehen lassen! Doch es hatte nicht mit Karl dem Einarmigen gerechnet. Er hatte eigentlich zwei Arme, doch versteckte er den linken stehts zur Tarnung. Er war wild entschlossen, den Kindern zu helfen. Doch das Monster mit dem rosa Baströckchen würde einen schweren Gegner abgeben. Das Gemetzel würde grausam werden. Da schlug es zwölf. Das Monster brüllte auf und sein Baströckchen erzitterte. Die Kinder wachten auf und schlotterten vor Angst. Was war das? Julchen, das Jüngste, verkroch sich sofort im Schrank. Marcus -"The King"- blieb ruhig sitzen und durchdachte die Situation. Hier würde er seinen Mut beweisen können und vor seinen Geschwistern und den Nachbarskindern als der große Held dastehen. Doch beim Anblick des halb verfaulten Mauls und des bestialischen Gestanks des Monsters rutschte auch ihm das Herz ins Unterhöschen (er trug übrigens aus überzeugung Mädchenunterhosen, da er sich darin besonders attraktiv vorkam). Doch da schlug Karl der Einarmige zu. Mit voller Wucht rammte er dem Ungeheuer eine Axt in den Rücken. Den zweiten Arm hatte er immer noch versteckt, da er ihn nur im äußersten Notfall benutzen wollte. Das Monster schrie auf und drehte sich um. Sie sahen sich genau in die Augen und jeder von ihnen war bis zum Hals mit Aggressivität gefüllt. Der Kampf konnte nur mit der vollständigen Dematerialisierung des Einen enden. Marcus -"The King"- ging langsam zum Fenster, um das nahende blutige Fanal zu beobachten. Langsam schlossen sich auch die anderen an, bis auf Julchen, das den Platz im Schrank doch entschieden bevorzugte. Im Garten tänzelten die Titanen umeinander, um auf einen Fehler des anderen zu warten. Da schnellte der versteckte Arm von Karl d. E. hervor und schnitt dem Monster ein großes Stück aus dem Baströckchen. Das war das Signal, die Agonie nahm ihren Lauf...

Der Kampf nahm langsam einen für Karl den Einarmigen ungüstigen Verlauf. Das Monster hatte die Oberhand gewonnen. Jedoch weigerte er sich immer noch standhaft den zweiten Arm zu benutzen, da er um seinen Ruf fürchtete. So würde er bei diesem Gegner nicht gewinnen können, das wurde ihm langsam klar. Er steckte in der Klemme. Am Fenster beobachtete Marcus-"The King" das Geschehen und dachte angestrengt nach. Er glaubte den Schwachpunkt des Monsters erkannt zu haben. Bei jedem Schritt verdrillte es den rechte Fuß. Er hatte von so einem Verhalten schon einmal gehört. Im Biologieunterricht hatten sie einmal über Tasmanische Torsionswürmer gesprochen. Diese Tiere bezogen ihre Lebensenergie aus ständiger Verdrillung des Körpers. Nahm man sie in die Hand und hielt sie stramm fest, starben sie sofort. Vielleicht war das Monster ähnlich beschaffen. Irgendjemand müßte den Fuß des Monsters fixieren. Das war jedoch ein großes Problem: Die einzige Person, die sich unentdeckt an das Monster heranschleichen konnte war das Julchen. Es weigerte sich jedoch entschieden auch nur daran zu denken, den Platz im Schrank zu verlassen. Und an das Monster heranzuschleichen? Es würde wahrscheinlich schreien, wenn man ihm das vorschlug! Was sollte er tun? In diesem Moment ertönte ein Schrei von draußen. Das Monster hatte Karl d.E. mit einer meßerscharfen Faser seines Baströckchens eine tiefe Schnittwunde am Oberschenkel zugefügt. Er kam ins Straucheln und hinkte. Es war höchste Zeit, einzuschreiten!

Karl d. E. blutete ziemlich stark aus dem Schnitt, den ihm das Monster zugefügt hatte. Marcus -"The King" überlegte immernoch, wie das Monster aufzuhalten wäre. Das Julchen hatte wie erwartet bei der Schilderung seiner Idee, daß es den Fuß des Monsters fixieren solle, angefangen zu schreien und die Schranktür von innen verrammelt. Auf keinen Fall würde es den Schrank verlassen, das stand fest. Er mußte das also anders bewerkstelligen. Da kam ihm eine Idee. Er holte aus der Küche ein verschraubbares Gläschen und füllte es mit Sekundenkleber. Wenn er dieses Gläschen dem Monster vor die Füße würfe und es in den Kleber träte, könnte die Idee funktionieren. Er trat an das offene Fenster und zielte. Kurz vor dem Wurf rutschte allerdings Hethitia, seine jüngere Schwester auf einer auf dem Teppich liegengelassenen BRAVO aus und stieß mit ihrem Kopf an Marus' Wurfarm. Der Wurf ließ sich allerdings nicht mehr aufhalten und Marcus verfehlte das Monster um über einen Meter. "Das hast du ja echt supidupi toll hingekriegt!" schimpfte Marcus-"The King". "Schulljung!" gab Hethitia leise zurück. Nun war guter Rat teuer. Karl d.E. müßte das Monster so dirigieren, daß es in den Kleber trat, bevor dieser fest wurde. Jetzt konnte wirklich nur noch ein Wunder helfen.

Die Situation war extrem brenzlig. Der Sekundenkleber drohte jede Minute zu erhärten und Karl der Einarmige schaffte es nicht, das Monster in die Richtung der Pfütze zu dirigieren. Hethitia heulte wie ein Schloßhund, da sie die Situation mit ihrem Sturz herbeiführte. Marcus-"The King" wußte nun auch keinen Rat mehr und schaute nur noch verzweifelt zu. Doch da kam plötzlich Bobby der Hühnermensch aus einer Hecke gesprungen. Der Gute besaß den Körper eines Menschen und den Kopf eines Huhns, was es ihm nicht eben leicht machte, eine adäquate Frau zu finden. Er ging zu Marcus-"The King" und frug, wie er helfen könne. Nach deßen Erzählung überlegte er hin und her. Er könnte sicher das Monster so ablenken, daß es in den Kleber trat, aber was würde er dafür bekommen? Aber da sein Werben um die Damen bisher so erfolglos war, konnte er hier zuschlagen. "Ich rette Euch, wenn Ihr mir die Hand des Julchens versprecht!" Marcus-"The King" war entsetzt von der kühlen, berechnenden Art des Hühnermenschen. Das Julchen war doch erst vier Jahre alt, da konnte man doch seine Zukunft nicht so einfach verplanen! Zumal es doch bei so wichtige Entscheidungen wie Eheschließung ein Wörtchen mitreden sollte. Aber sonst würden sie wohl alle den Bach runtergehen, da Karl d. E. mittlerweile durch die Verletzung so geschwächt war, daß er dem Monster kaum noch ernsthaften Widerstand entgegensetzte. Doch da sah das Monster den Hühnermenschen. "Bobby! Mit Dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!" Mit einem Satz war es bei ihm und verschlang ihn mit Haut und Federn. Das war der entscheidende Moment für Karl d. E. Mit allerletzter Kraft rammte er dem Monster sein Meßer ins Herz und es fiel schreiend zu Boden. Da sprang Hethitia aus dem Fenster und hielt den rechten Fuß des Monsters fest. Hier konnte sie die angerichtete Schmach wieder ausgleichen. Da dem Monster die Torsionsenergie fehlte, erstarb es augenblicklich. Alle jubelte emphatisch und das Julchen kam aus dem Schrank. Es ahnte noch nicht, das es gerade so seiner Verlobung entgangen war. Karl der Einarmige lag allerdings schwer atmend auf dem Boden und war blutüberströmt.

Die allgemeine Hochstimmung verflog schnell, als man Karl den Einarmigen am Boden liegen sah. Hatte er doch für die Kinder sein Leben riskiert. Bobby, der Hühnermensch hatte seines sogar gelassen, doch in Anbetracht seiner dreisten Bedingungen konnte man nur schwaches Mitleid empfinden. Karl jedoch mußte dringend geholfen werden. Durch normale medizinische Mittel war hier jedoch nichts zu machen. Die einzige Möglichkeit bestand darin, ihn auf Torsionsenergie umzustellen. Dadurch könnte man ihm die verlorene Energie zurückgeben. Marcus-"The King" trommelte alle anderen Kinder zusammen und erklärte ihnen seinen Plan. "Wir müssen versuchen, sein linkes Bein extrem stark zu verdrillen, so daß er aus dieser Verdrehung in Zukunft weiterexistieren kann. Wir können nur hoffen, daß er danach alleine weiter verdrillt und tordiert!" Das Julchen wurde ausersehen, ihm den Kopf zu halten, während die anderen Kinder anfingen, das Bein zu drehen. "Wir müssen mindestens 360 Grad schaffen, sonst reicht es nicht!" sprach Marcus-"The King". Nach harter Anstrengung schafften sie es tatsächlich, den Fuß einmal um sich selbst zu drehen. Der spannende Moment war gekommen. Würde das Bein nach dem Loslassen weiter tordieren? "Itzo!" rief Marcus-T.K. und alle ließen los. Das Bein drehte sich zurück und zur großen Freude blieb die Bewegung erhalten. Karl d.E. kam langsam wieder zu sich und wie durch ein Wunder verheilten die Verletzungen in minutenschnelle. Die Torsionsenergie bewirkte Wunder! Nach 10 Minuten war Karl d. E. wieder auf den Beinen und es war ihm nichts anzumerken. Alle waren außer sich vor Freude. Er würde jetzt zwar bis an sein Lebensende sein Bein verdrillen müssen, aber das war besser, als mit Charon über den Styx zu schippern. Um die Tat von Bobby zu würdigen, nahm man sich vor, umgehend eine Heiratsvermittlung für anatomisch Außergewöhnliche zu gründen. Und wenn sie noch heute leben, so sind sie nicht gestorben. (Finis operis)