Emeritierte Erzengel

Es klingelte an der Tür. Fiete wunderte sich, erwartete er doch eigentlich gar keinen Besuch. Er öffnete und der Postbote stund vor der Tür. "Ich habe ein Einschreiben für Sie!" Fiete unterschrieb und nahm den Brief entgegen. Von der Transatlantischen Lotteriegesellschaft! Bei denen hatte er mal in einem Preisauschreiben mitgemacht, wo man die Namen von 5 afrikanischen Tieren nennen sollt e. 3 Elefanten und 2 Löwen hatte er geantworten und sich kaum eine Chance ausgerechnet. Er riß den Brief auf und war sprachlos vor Freude. Er hatte eine dreiwöchige Reise in die Südsee gewonnen. Inklusive Hula-Hula-Vorführung. Horrido, wenn das kein dolles Ding war. In einer Woche sollte es losgehen. Eine Woche später traf er auf dem Flughafen ein und bestieg die Maschine nach Tahiti. Nach 10 Stunden Flug landete er erschöpft in den Tropen. Auf der Fahrt zum Hotel war er erstaunt, welch vielfältige Fauna und Flora sich dort seinen Augen darbot. Sein Z immer war wunderbar gekühlt und extrem luxuriös. Eigentlich kam es ihm schon ebbes merkwürdig vor, daß man bei einem Preisauschreiben in einem derartigen Hotel untergebracht war. Und hatte nicht die adrette Maid am Abfertigungsschalter so komisch gegrinst , als er sein Rückflugticket auch gleich verlangte. Irgendetwas war hier faul, oder machte er sich nur ebbes vor?

Am nächsten Tag war es soweit. Die Hula-Hula-Vorstellung sollte beginnen. Fiete ging unter die Dusche und machte sich richtig fein. Die ganze Truppe bestieg den Bus und alle waren mordsmäßig gespannt, was da geboten werden würde. Das Eingeborenendorf war festlich geschmückt und alle Einwohner vor Freude schier aus dem Häuschen. Ein Spruchband war über den Dorfplatz gespannt mit den Worten: "Zulagzuko hallopki wubinde!" Was das wohl heißen mochte? Fietes Nachbar wurde unruhig. "Auf dem Spruchband steht 'Woche des Festmahls!' Was soll das denn sein?" "Vielleicht haben die hier gerade so etwas wie Weihnachten!" entgegenete Fiete. Nachdem sie aus dem Bus ausgestiegen, bedeutete man ihnen, sie sollten sich auf dem Dorfplatz in einem Kreis platzieren. Brav nahm en alle Platz und die Musik begann zu erschallen. Ein paar männliche Eingeborene erschienen in bunten Kampfkostümen und führten wilde Kampfestänze auf. Die weiblichen Touristen erfreuten sich der gestählten Muskulatur der Krieger und so manch Kommentar, der hier nicht erwähnt werden soll, wurde abgelassen. Nach diesem Tanz erschienen einige überaus liebreizende einheimische Damen mit kaum mehr als dem Evaskostüm am Leibe und auch hier wurden wieder einige hier nicht erwähnte Kommentare der männlichen Gäst elaut. Eine langsame und einlullende Musik erschall und die Tänzerinnen wiegten sich sanft zu den Rhythmen. "Da wird einem ja mächtig ebbes geboten!" dünkte Fiete. Nach beendeter Darbietung kamen Tänzer und Tänzerinnen gemeinsam auf den Tanzplatz und hatten köstlich aussehende Früchte auf der Hand. Die Tänzerinnen kamen auf die männliche Gäst zu und umgekehrt. Die Dame, die sich Fiete näherte war atemberaubend. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Das Wort Frau war eine glatte Untertreibung! Sie sah ihn mit ihren tiefdunkelbraunen Augen an und reicht ihm eine gefüllte Kokusnuß. Fiete konnte nicht mehr reden oder denken, sondern nahm nur noch mechanisch dieses Präsent und trank aus vollen Zügen, wobei das Lächeln auf dem Gesicht der Eingeborenen immer bre iter wurde. Plötzlich schien ein Inferno hereinzubrechen. Er hörte um sich herum Schrei und die anderen Gäste fielen reihenweise unter heftigem Stöhnen um. Auch in seinem Bauch schien etwas zu detonieren. Nach einem höllischen Schmerzanfall war auf einmal alles um ihn herum schwarz und unendlich still.

Zwei Minuten später lag über dem gesamten Dorfplatz eine gespenstische Stille. Die Eingeborenen machten sich umgehend daran, die schlafenden Touristen zu verschnüren und in Hütten zu bringen. Nach Beendiung des Werkes hielt der Dorfvorsteher eine Rede, die aus Zeitgründen hier gleich in der übersetzten Faßung abgedruckt wird: "Meine Lieben Stammesbrüder uns -schwestern! Wir haben diesmal ja wieder eine gute Beute gemacht. In diesem Flieger war ja eine ziehmlich große Gruppe. Ich denke 'mal, damit kommen wir eine ganze Weile aus. Wir sollten der Transatlantischen Lotteriegesellschaft sagen, daß sie sich mit ihrern nächsten Verlosung Zeit lassen können. Doch nun wollen wir beraten, was wir mit den Neuen machen wollen. Wonach steht Euch denn der Sinn?" Wie als hätte man auf dieses Signal gewartet, ging eine heftige Diskussion los. Jeder hatte seine eigene Idee zur Verwendung der neuen Touristen: Bouletten, Leberpastete, gebraten am Spieß, gefüllt und gekocht und viele andere Varianten standen zur Debatte. Whoula, des Häuplings Tochter bat darum, den Touristen die Augen herausnehmen zu dürfen, um sie mit einer Glasur des Medizinmanns zu umgeben und als Schmuck oder zum Spielen zu verwenden. Der Medizinmann wollte drei lebendige Opfer als Probanden für seine neuen Tinkturen und Tränke abgestellt wissen. Der Häuptling sprach:"Da wir ja soviele haben, können wir wohl alle Wünsche erfüllen! Wie üblich werden wir sie drei Tage fasten lassen, damit sie ein besseres Aroma bekommen und dann werden sie ihrer individuellen Verwendung zugeführt. Lassen wir uns das anstehende Festmahl gut schmecken!" Nach Beendigung des offiziellen Teils des Tages begunnen die Musiker zu spielen und das ganze Dorf tanzte ausgelassen bis tief in die Nacht.